Montag, 20. Juni: Rundweg statt Rundflug
Wir gehen wieder in die Stadt und machen diesmal unsere Besichtigung zu Fuß und nicht vom Auto aus. Das lassen wir wieder am bewachten Parkplatz am Fuße des Leuchtturms stehen. Kaum haben wir uns zwei Meter vom Wagen entfernt kommt wie am Vortag ein Bettler und möchte Geld. Als wir uns stur stellen, bittet er um etwas zu essen. Wir hatten als Proviant für heute unsere Doggy Bags von gestern mitgenommen. Also geben wir sie ihm und er zieht glücklich davon. Eigentlich hatten wir schon gestern Abend, als wir aus dem Restaurant kamen, mit ihm gerechnet. Das war einer der Hauptgründe, das Essen überhaupt einpacken zu lassen. Da wir nicht die einzigen waren, die ihre Reste mitgenommen haben – im Prinzip haben das so gut wie alle getan – muss sich das doch schon rumgesprochen haben. Komisch, dass er erst heute Morgen auf uns zukam. Vom Parkplatz laufen wir über den Holzmarkt beim State House und danach an den vielen historischen Gebäuden in der Daniel Tjongarero Avenue vorbei. Darunter das alte Hansa Hotel, das Franziskaner-Krankenhaus, das kaiserliche Bezirksgericht, die alte deutsche Schule und die Evangelisch-Lutherische Kirche. Nicht weit davon in der Lazarett Street befinden sich die alte Kaserne, in der heute eine Jugendherberge untergebracht ist, und das Prinzessin-Rupprecht-Heim, das ehemalige Lazarett, bei dem die Seeluft den Patienten Linderung verschaffen sollte. Auf dem Weg dorthin kommen wir noch am Hohenzollernhaus mit seiner großen Atlas-Statue auf dem Dach vorbei. Früher war die Weltkugel aus Zement mit einem beachtlichen Gewicht. Da sie im Falle eines Absturzes beträchtlichen Schaden anrichten könnte, wurde sie durch ein Fiberglasmodell ersetzt. Am Strand steht noch der alte Pier. Die Version aus Holz wurde durch eine Stahl-Beton-Konstruktion ersetzt, die der Witterung besser standhält. Nur die Beplankung ist nach wie vor aus Holz. Nur einer Volksinitiative vor 20 Jahren ist es zu verdanken, dass der Steg nicht völlig sich selbst überlassen und damit dem Untergang preisgegeben wurde. Zurück beim Leuchtturm besuchen wir das Swakopmund Museum, das auf kleinstem Raum wirklich sehr viel interessantes Wissen zur Geschichte des Landes, zur Geologie, zur Flora und Fauna vermitteln und auch zeitgenössische Informationen zu den unterschiedlichen Volksgruppen des Landes bieten kann. Im Museum erreicht mich dann auch wie versprochen um kurz vor 13 Uhr der Anruf des Hotels mit der Information, dass sich keine weiteren Interessenten für den Flug gemeldet haben, wir aber gerne auch nur zu zweit fliegen können. Wir spielen noch kurz mit dem Gedanken das junge deutsche Pärchen, die auch im Museum herumlaufen, anzusprechen, ob sie nicht Lust auf einen Rundflug haben. Da wir uns dabei aber ein wenig dubios vorkommen, verwerfen wir diese Option und lehnen schweren Herzens ab.
Wir essen geknickt direkt beim Museum auf der Terrasse zu Mittag und gehen zurück in die Stadt. Auf Höhe des Piers befindet sich in der Sam Nujoma Street das Woermann-Haus mit einigen Kunstgalerien in der unmittelbaren Nachbarschaft. Hier ist auch das Büro für die Anmeldung zur Living Desert Tour mit Tommy, die uns mehr als einmal unterwegs schon sehr empfohlen wurde. Leider sind wir, wie erwartet, viel zu spät dran und die nächste Tour ist erst am nächsten Morgen um 8 Uhr. Da wir morgen aber schon zeitig nach Norden aufbrechen wollen, kommt das nicht mehr in Frage. Wir fahren noch mit dem Auto zu den angeblich sehenswerten Friedhöfen der Stadt. Der alte deutsche und der direkt daneben liegende afrikanische Friedhof sind aber wirklich nichts Besonderes.
Wir fahren zurück zum Hotel und verbringen den Rest des Nachmittags mit Bummeln am Strand, mit dem Sortieren der Wäsche, die das Hotel uns gewaschen hat, Aufladen der Akkus und dem Sichern der Speicherkarten auf dem Netbook. Abends haben wir uns einen Tisch im „The Wreck“, dem Edelrestaurant unseres Hotels, direkt über unserem Zimmer reserviert. Das Essen ist hervorragend, nur der Service ist etwas überfordert, da eine größere Firmenabteilung neben uns feiert und das Personal in Atem hält. Von der Feier haben wir später zurück im Zimmer nichts mitbekommen. Das Gebäude scheint also gut schallisoliert zu sein.