Samstag, 25. Juni: Könige der Tiere und mit dem Auto ins Meer
In Etosha gilt es noch vor Sonnenaufgang aufzustehen, damit man pünktlich zur Öffnung der Tore in den Park kann. Die meisten Tiere sind in der Dämmerung noch aktiv und lassen sich dann ab ehesten aufspüren. Je weiter der Tag fortgeschritten ist und je wärmer es wird, desto geringer sind die Chancen Tiere zu sehen. Das gilt für allem für die Jäger wie Leoparden oder Hyänen, für die bei zu warmen Temperaturen die akute Gefahr eines Hitzschlags besteht. Deshalb gibt es pro Tag in der Regel zwei Pirschfahrten, eine morgens und eine am späteren Nachmittag, unterbrochen von einer langen Mittagspause. Leider bin ich durch meine Erkältung nicht im Stande früh aufzustehen und so lassen wir es langsam angehen. Für heute haben wir uns den westlichen Teil des Parks, die Okaukuejo-Region, vorgenommen. In diesem Teil ist die Chance Löwen zu sehen besonders hoch. Wir kommen gegen 9:30 Uhr am Wasserloch Gemsbokvlakte an und haben schon am ersten Wasserloch den heutigen Hauptgewinn gezogen: Eine große Löwenfamilie mit rund 10 Mitgliedern liegt in aller Seelenruhe um das Wasserloch herum verteilt. Ein Weibchen liegt etwas abseits direkt neben dem Parkplatz, ein junges Männchen kommt bis auf 10 Meter an unser Auto heran und lässt sich portraitieren. In der Nähe des Wasserlochs warten nur noch durstige Springböcke, die im Normalfall Löwen nicht zu fürchten brauchen. Sie sind viel zu klein und zu schnell, als dass sich der Aufwand einer Jagd lohnen würde. Natürlich dürfen sie sich aber nicht zu nahe heranwagen, da sie als leicht erbeuteter Snack für zwischendurch allemal herhalten können. Wir verbringen eine dreiviertel Stunde bei den Löwen und fahren dann den südlichen Loop weiter über Olifantsbad und Aus zurück zur C37 nach Osten. Bei Olifantsbad liegt eine eingezäunte Picknick-Area mit Toiletten. Ideal, um Mittagspause zu machen. Das Wasserloch von Aus, 7 km weiter östlich, ist durch den starken Regen des Herbstes zu einem riesigen See angewachsen mit dichtem Baumbestand am gegenüberliegenden Ufer und einem Schilfgrasgürtel. Auf dem See tummeln sich Wasservögel wie Blässhühner, ein ziemlich bizarrer Anblick in dieser sonst so trockenen Gegend. Leider kommen aber keine größeren Tiere vorbei außer den omnipräsenten Schwarznasenimpalas, Zebras oder Springböcken. Zwischen den Wasserlöchern treffen wir aber immer wieder auf Raubvögel wie den wunderschönen Gleitaar mit seinen knallroten Augen, Steppenfalken, Raubadler oder Ohrengeier. Auch die immer im Doppelpack auftretende Riesentrappe, der größte noch halbwegs flugfähige Vogel des südlichen Afrikas, trifft man öfter an. Ein besonders schöner Vögel ist die knallbunte Gabelracke, die gerne in großen Büschen am Straßenrand sitzt. Und wirklich überall trifft man auf Perlhuhnprozessionen. Als wir hinter Aus auf dem Weg zurück zur C38 sind, taucht neben der Straße ein großer Kudubulle auf. Er hat weiße Hornspitzen und ist damit ausgewachsen und in voller Pracht. Dessen ist er sich wohl auch bewusst, denn er steht selbstverliebt auf einem kleinen Hügel und posiert regelrecht. Keine 5 Minuten später treffen wir im dichten Gebüsch neben der Straße auf unseren ersten Elefanten in Etosha. Und dann galoppiert ein Oryx über die Straße. Diese schönen Tiere im vollen Lauf sind ein herrlicher Anblick. Zurück auf der C38 fahren wir nach Osten und machen einen Abstecher zum Homob-Wasserloch. Aber was große Tiere anbelangt hat der heutige Tag keine weiteren Höhepunkte mehr parat. Allerdings sehen wir auf dem Weg zum Etosha Lookout an der Hauptstraße einen der sehr seltenen Pardieskraniche. Und wie so oft quert auch heute wieder eine mittelgroße Elefantenherde die Hauptstraße und zwingt alle Autos zu einer halbstündigen Pause, da auf der Straße rumstehen und etwas an den staubigen Bäumen kauen nun auch mal sein muss. Wir lassen weitere Wasserlöcher links liegen, da wir schon im Bereich von Halali sind und heben sie uns für die nächsten Tage auf. Stattdessen fahren wir zum Etosha Lookout direkt am Rand der Etoshapfanne. Hier führt eine rund 1 km lange Stichstraße in die völlig ebene Salzpfanne hinaus – in normalen Jahren. Dieses Jahr ist die Etoshapfanne voll mit Wasser und es steht schätzungsweise bis zu einen halben Meter hoch auf dem aufgeschütteten Damm der Straße. Wir fahren zum Spaß einige Meter ins Wasser und merken schnell, wie schlammig und seifig der Untergrund wird. Man sieht nur noch die Holzpfähle, die den Weg markieren aus dem See herausschauen und der so markierte Weg zieht sich bis an den Horizont. Es ist also keine gute Idee weiter ins die salzige Brühe vorzudringen. Wir fahren auf der C38 weiter und sehen im Wasser der Salzpfanne in Ufernähe einen intensiven, rosa Streifen – vermutlich halophile Mikroorganismen. Wir machen an Springbockfontain halt, beobachten Giraffen und checken dann in Namutoni auf den dortigen Campingplatz ein. Gegen 15:30 Uhr fahren wir noch einmal hinaus zu Klein Namutoni und finden dort aber wieder nur vereinzelte Giraffen vor. Vor zwei Jahren hatten wir hier abends eine riesige Elefantenherde und eine große Gruppe Giraffen angetroffen. Auch nach Sonnenuntergang am beleuchteten Wasserloch von Namutoni ist nicht viel los. Dafür feiert eine Gruppe eine Party auf dem Campingplatz bis spät in die Nacht. Auch Proteste diverser Nachbarn können sie nicht stoppen. Das ist der Nachteil an Etosha, mit Ruhe und Einsamkeit hat der Park nichts zu tun. Das war uns schon in Okaukuejo aufgefallen und ist nach unseren Aufenthalten am Brandberg und in Palmwag schon fast ein Kulturschock.