Donnerstag, 30. Juni: Bedauernswerte Katzen
Der Aufenthalt in Okonjima war schön, beindruckend und lohnenswert aber auch mit über 750 € für zwei Nächte der teuerste der ganzen Reise. Nach dem Frühstück in der Lodge fahren wir die 24 km auf der roten Sandpiste und vorbei an den winkenden Torwächtern zurück zur B1. Wir fahren 172 km über Okahandja nach Süden bis zum Abzweig der D1499 nach Düsternbrook in Richtung Westen. Ab hier sind es noch 16 km auf Schotter bis zum Tor der Düsternbrook-Gästefarm. Wir folgen der Schotterpiste und nach dem zweiten Gate empfiehlt ein Schild den Gästen der Farm eine Umleitung zu nehmen, weil die Hauptstrecke überflutet sei. Wir kennen die beiden Flussquerungen des Dorba Rivers von unserem Besuch hier vor zwei Jahren und sind geneigt die Warnung zu ignorieren und unserem Auto zu vertrauen. Dann entscheiden wir uns aber doch für die Umfahrung. Der Umweg ist nicht nennenswert und wir erreichen kurze Zeit später das Tor zur Farm und weitere 2 km dahinter das Farmhaus. Wie zuvor in Okonjima verwerfen wir die Idee zu campen. Okonjima liegt auf 1600 m Höhe und Düsternbrook auch noch auf immerhin 1300 m. Kein Wunder also, dass es nachts sehr kalt wird. Wir fragen an, ob es außer der reservierten Campsite auch noch freie Zimmer gibt, und bekommen das Afrikazimmer vom Felsenhaus. Es liegt direkt unterhalb des Lapas vom Haupthaus in einem freistehenden Gebäude mit dekorativer Zapfsäule auf der vorderen Veranda. Wir richten uns dort ein und gehen dann um 14 Uhr zum Treffpunkt für den Ausflug „Cats Unlimited“ zu den Katzen der Farm. Für diese Aktivität ist die Farm bekannt. Daher kommen auch viele Tagesbesucher aus dem nahe gelegenen Windhoek hierher. Wir fahren um 14:30 Uhr mit zwei offenen Jeeps in das Gehege unmittelbar neben dem Farmhaus. Auf dem gerade einmal rund 1 Hektar großen Areal lebt ein Leopard in völliger Abhängigkeit von Fütterung durch den Menschen. Er kommt aus dem hohen Gras heraus, sobald der Guide ein riesiges Stück Fleisch an einem großen Baum aufgehängt hat. Das männliche Tier ist beindruckend mit seiner Größe und Kraft, aber macht den Eindruck, deutlich mehr unter Stress zu stehen als das Exemplar, das wir in Okonjima beobachten konnten. Von ruhiger, eleganter Souveränität ist hier keine Spur. Nun kann man die beiden Einrichtungen nicht direkt vergleichen und Johann Vaatz, der Besitzer von Düsternbrook, sagt auch ganz klar, dass die Tiere nur als Touristenattraktion gehalten werden. Seine Argumentation ist, dass er dadurch mehr für die Arterhaltung tut, als wenn er weiterhin Rinder züchten und die Leoparden bekämpfen, sprich abschießen, würde. Durch das eine gefangene Tier in seinem Gehege kann er sich und seine Farm finanzieren und einige freilaufende Leoparden innerhalb des Farmareals haben ihre Ruhe. Trotzdem sind wir natürlich durch unseren Aufenthalt in Okonjima verwöhnt. Daher fühlen wir uns auch beim Besuch der Geparden im benachbarten Gehege nicht besser. Wie schon zuvor beim Leoparden kann man natürlich sehr schöne Fotos der Tiere machen – man kommt unglaublich nahe an sie heran. Das Verhalten allerdings ist bedauernswert. Die Tiere kommen direkt an das Auto und legen ihre Vordertatzen auf die Türen, um nach Futter zu betteln. Sie springen nach den geworfenen Fleischstücken in die Luft und schreien schrill, um mehr zu fordern. Mit Anmut und Eleganz hat das wenig zu tun. Das Gepardengehege ist mit geschätzten 30 Hektar deutlich größer als das des Leoparden. Die Tiere sind trotzdem komplett auf die tägliche Fütterung angewiesen und verhalten sich entsprechend unnatürlich. Nach rund einer Stunde ist die Tour beendet und wir fahren die wenigen Minuten zurück zur Farm.
Wir packen unsere Sachen zusammen und bereiten uns für den morgigen Abreisetag vor. Wir haben noch einen vollen Sack Feuerholz im Wagen und vermachen ihn kurzerhand einer gerade eingetroffenen deutschen Familie, die am Beginn ihrer Reise steht. Sie haben sich, ganz mutig, auf dem Campground einquartiert. Außerdem haben wir auch noch einige abgepackte Lebensmittel übrig, die sie auch gerne übernehmen. Bis zum Abendessen ist dann noch etwas Zeit und so laufen wir ein wenig in der Umgebung der Farm herum. Unterhalb der großen Terrasse des Farmhauses, von der man einen tollen Blick über das Tal des Dorba Rivers hat, laufen Dutzende Rock Dassies umher.
Das Abendessen wird zu einer echten Härteprüfung. Anders als vor zwei Jahren können wir nicht alle im Haupthaus essen, da zu viele Gäste an diesem Abend auf der Farm sind. Kurzerhand werden wir im Lapa bewirtet. Nach Sonnenuntergang werden die Temperaturen schnell niedrig einstellig. Und prompt meldet sich mein Husten wieder zu Wort. Das Essen ist gut, aber ich kann es kaum in Ruhe genießen. Etwas enttäuschend, dass wir nicht ins Haus konnten, obwohl ich bei der Umbuchung vom Campground zum Zimmer gesagt hatte, das ich erkältet bin. Unsere Gastgeberin am Tisch im Lapa ist eine junge Frau aus Deutschland, die einige Monate als Volunteer auf der Farm arbeitet. Das Prinzip der Volunteers findet sich auf vielen Farmen des Landes und ermöglicht es, jungen Menschen den Betrieb einer Gästefarm kennenzulernen und die gewonnene Erfahrung z.B. später innerhalb der Tourismusbranche einsetzen zu können.